Immer vielfältiger und überzeugender werden die Theaterleistungen der Puppenspieler. Ihre Figuren versprühen einen Charme, dem man sich selten entziehen kann. Die herben Bewegungen transportieren mittels Zuschauerfantasie in höchster Eleganz sowohl die Konfrontation unterschiedlichster Lebenshaltungen als auch gefährliche Intrigen, ausgelassene Freude und bittere Wahrheiten. Die ganz speziellen Bedingungen der zumeist mobilen Bühnen nutzend, lassen Figurentheater eine Poesie und Dramatik entstehen, die hinsichtlich gesellschaftlicher Brisanz und individueller Berührung Wirkungen an den großen Häusern kaum nachstehen.
Das KOBALT Figurentheater Berlin präsentiert vom 10. bis 21. März 2004 im Saalbau Neukölln eine Auswahl seiner jüngsten Inszenierungen für Erwachsene und für Kinder. Bei internationalen Festivals hat das Figurentheater aus Neuköllner Reuter-Kiez mehrfach Preise gewonnen - wegen seiner originellen und einfühlsamen Spielweise, seiner charmanten Figurenschöpfungen und einem klugen und Stimmung malenden Umgang mit Musik.
Für Erwachsene und die, die es gerade werden, bietet KOBALT einen ebenso unterhaltsamen wie tiefsinnigen Exkurs über "LIEBE und das ganze Theater?. Ein besessener Dramaturg und sein Ensemble irgendwo an einem Stadttheater suchen Antwort, wollen begreifen - Nähe und Abstand, Lust und Frust, Sehnsucht und Realität, den Kreislauf der Gefühle. Die Turbulenz mit vierzig Köpfen, zwei Händen und einer Spielerin dreht sich amüsant und grotesk um die Frage: Liebe - was ist das?
Kristiane Balsevicius wurde für die Aufführung 2001 mit dem Grand Prix des Internationalen Festivals der Solospieler in Lodz/Polen geehrt und erhielt 2002 die Auszeichnung "Actors Creation".
Das Dorftheater Siemitz zeigt sein musikalisches Schattenspiel "Ganz weit woanders". Es ist die weite Welt des Clowns August, eine Welt der Glückseligkeit und des Lachens, eine Welt, in der man auf einer Leiter bis zum Mond gelangen kann: die magische Welt des Zirkus. Doch dann der Sturz aus der Zirkuskuppel - ein Sturz ins Nichts, der im Hier und Jetzt endet. Henry Millers poetische Traumerzählung "Das Lächeln am Fuße der Leiter" ist die Vorlage für dieses hinreißende Bilderspiel mit Schatten, Farben, Musik und Gesang. Lieder von Robert Schumann werden einbezogen wie Elemente des Stummfilms, Shakespeare-Zitate und Bilder von Miró.
Höhepunkt der KOBALT-Woche im Saalbau Neukölln ist eine Premiere am 16. März: Rossinis Oper "Der Barbier von Sevilla".
Ende des 18. Jahrhunderts schrieb Beaumarchais seine "Figaro"-Trilogie, die deutlich den moralischen Niedergang seiner Zeit anprangerte. Rossinis Musik verspottet die frivole Selbstherrlichkeit des Adels, mildert jedoch dabei Beaumarchais' aggressive Haltung. Der Komponist sah vor allem die Buffo-Figuren: den verprellten Vormund, den wendigen-windigen Figaro, die kokette Rosina, den intriganten Basilio. Mit Grazie läuft Rossinis Musik ab und schlägt die übermütigsten komödiantischen Salti mortale. Sie glänzt, prickelt, ist geistreich und feurig. Vor allem aber schrieb Rossini eine virtuose "Gesangsoper", die alle Höhen des bel-canto und bel-parlando in sich vereint.
All das kann, will und muss diese Figurentheater-Inszenierung berücksichtigen. Beaumarchais' volkstümlicher Humor wird also mit den karnevalistischen Übertreibungen des Jahrmarkt-Kaspertheaters und den virtuosen Spieltempi der commedia dell'arte verwoben - zu einer Inszenierung mit großen Handpuppen und einer originellen, buffonesken Version von Rossinis Musik in der Besetzung: zwei Barockfagotte, Percussion, Klavier und zwei Stimmen (Bariton und Sopran).
Hier haben sich die Figurenspieler Stephan Schlafke und Silke Technau außerdem eines Musikprofis als Regisseur versichert: Dietmar Staskowiak ist ein komponierender Kapellmeister. Der international gefragte Percussionist der Aufführung Hermann Naehring arbeitet als Komponist und Arrangeur, die virtuosen Barockfagottisten reisen als das Duo Satyros durch die Welt. Und die Rossini geschulten Sänger Christiane Oertel und Stefan Stoll gehören dem Ensemble der Komischen Oper an.
Dieser "Barbier von Sevilla" wird eine ebenso eigenwillige wie poetisch reizvolle Opernaufführung in der Musikstadt Berlin sein.
Den 21. März hat die UNIMA, die Union International de la Marionnette der UNESCO, zum Tag des Welt-Puppenspiels erklärt. KOBALT begeht diesen Tag mit Freunden, die ganz ähnlich arbeiten wie KOBALT und dabei genauso gern und gefühlsvoll mit Musik umgehen: das Ambrella Figurentheater aus Hamburg und das Dorftheater Siemitz.
KOBALT seine Gäste machen Figurentheater zum Erlebnis und bieten beste Unterhaltung für Phantasie Begabte ? große und kleine. (Aufführungstermine siehe Spielplan.)
Karten gibt es für 12 ?, ermäßigt 9 ?, an allen Vorverkaufskassen,
bei Ticket-Online 030 - 308 785 685 und an der Abendkasse.
Karten-Reservierung beim Saalbau Neukölln unter 030 - 6809 3779.
KOBALT für Kinder
Vier Kinder-Aufführungen aus dem Repertoire des KOBALT Figurentheaters werden im Saalbau gezeigt.
Nach dem Kinderbuch von Janosch lädt das Spiel "Oh, wie schön ist Panama? Kinder ab 3 Jahre ein. Der kleine Tiger und der kleine Bär sind dicke Freunde. Und sie fürchten sich vor nichts, weil sie zusammen wunderbar stark sind. In ihrem Haus am Fluss haben sie es sehr gemütlich und der kleine Tiger möchte eigentlich gar nicht fort. Aber der Bär hat eine große Sehnsucht: "In Panama ist alles viel größer und schöner, weißt Du??
Obwohl sie letzten Endes nur einmal im Kreise gehen, machen sie riesige Schritte der Selbstbehauptung. Das Spiel wird in sechs Stationen auf einer Drehbühne dargeboten, die durch ihre Schräglage immer stark veränderte neue Perspektiven bietet. "?sanfte, liebevolle Details geben der Inszenierung die Ruhe, damit die Fantasie arbeiten kann?, schrieb ein Kritiker.
Für Kinder ab 4 Jahren ist die Geschichte von einem übermütig werdenden Angsthasen. "Der Hase Hopsi Topsi? nimmt Reißaus, als er beim Salatnaschen erwischt wird. Aber was passiert, wenn Hopsi Topsi plötzlich eine Flinte in den Pfoten hält? Auf sensible Weise behandelt dieses Handpuppenspiel die Gefühle um das "Sich-stark-fühlen? und das "Sich-stark-machen? und das "Andere-erschrecken-und-gefährden?. Immer wieder können die Kinder bei dem Spiel lebhaft eingreifen, wenn der kleine Angsthase das Maß der Dinge verliert. "...ein höchst vergnügliches Stück...sehr kindgerecht und einfühlsam?.
Zu den Märchenaufführungen gehört "Der süße Brei? nach den Brüdern Grimm. Die gemütliche Kuh Margareta erzählt ihre Lieblingsgeschichte von der armen Besenbinderin und ihrer Tochter Johanna, von einem Waldspaziergang und von dem Topf, der alles voll gekocht hat: das Haus und die Straße und das ganze Dorf... Zuerst noch in der rundlichen Bühne verborgen, entwickelt sich das Stockpuppenspiel in Dorf und Wald für eine Spielerin und neun Figuren, für fast einen Kubikmeter Brei zu einem üppigen Bild für Kinder ab vier.
"Die Prinzessin auf der Erbse?, das dänische Volksmärchen von Hans Christian Andersen für Kinder ab fünf, erzählen Hahn Heinrich und Henne Karlotta von der königlichen Gardinenstange aus: Steht da mitten in Regen ein Mädchen vor dem Tor ? ganz allein und pudelnass und munter ? und die Menschen erkennen nicht, dass es eine richtige Prinzessin ist! Und dann noch das dicke Nest aus lauter Matratzen Zum Glück spielt eine Erbse die Hauptrolle ? eine Erbse, da läuft einem ja das Wasser im Schnabel zusammen!
Ein mehrfach ausgezeichnetes Puppenspiel um Aufbruch, Mut und erste Liebe mit vielen Kissen, zwei hungrigen Hühnern und einer Erbse.
Die Gäste aus Siemitz erzählen außerdem das bekannte Märchen "Die Bremer Stadtmusikanten? auf eine ganz neue, faszinierende Weise. Bei ihnen sind es nicht vordergründig die leidenden Kreaturen, die sich in der Not zusammenfinden, hier handelt es sich vielmehr um vier sympathische, selbst bewusste Musiker, die erst jetzt im Alter zu ihrer eigentlichen Bestimmung, der Musik, finden und eine Band gründen. Die Aufführung mit kräftig sinnlicher Poesie, feinsinnigem Humor und Musikalität bietet Theatervergnügen für Kinder und Erwachsene. Sie wurde auf dem Puppentheaterfestival in Erfurt mit dem Hauptpreis und mit dem Sonderpreis für Musik ausgezeichnet.
"Prinz Eselsohr? nach dem Märchen "Der Prinz von Portugal? und einem alttestamentarischen Mythos zeigt das Hamburger Ambrella Figurentheater. Drei muntere Feen spielen Schicksal: Der kleine, anmutige Prinz kriegt Eselsohren, damit er nicht hochnäsig wird. Die königlichen Eltern sind entsetzt: Niemand darf davon erfahren? Mit Marionetten, Stockhandpuppen, Flach- und Gliederfiguren wird von der Befreiung des Prinzen aus seiner Einsamkeit berichtet. Die temperamentvolle Aufführung ist musikalisch und rhythmisch strukturiert, mit eigenen Liedern bestückt ? fast könnte man es ein Singspiel nennen.
Karten für 5,00 EUR, Reservierung für Vorstellungen für Kinder unter: 030 - 692 83 40
KOBALT und GästeFigurentheater für Groß und Klein im Saalbau Neukölln
Das KOBALT Figurentheater Berlin präsentiert
Mi 10.03.2004 10.00 Uhr Oh, wie schön ist Panama
Do 11.03.2004 10.00 Uhr Oh, wie schön ist Panama
Fr 12.03.2004 20.00 Uhr LIEBE und das ganze Theater
Sa 13.03.2004 20.00 Uhr LIEBE und das ganze Theater
So 14.03.2004 16.00 Uhr Oh, wie schön ist Panama
Di 16.03.2004 10.00 Uhr Der Hase Hopsi Topsi
20.00 Uhr Der Barbier von Sevilla PREMIERE
Mi 17.03.2004 10.00 Uhr Der süße Brei
20.00 Uhr Der Barbier von Sevilla
Do 18.03.2004 10.00 Uhr Der süße Brei
20.00 Uhr Der Barbier von Sevilla
Fr 19.03.2004 10.00 Uhr Der süße Brei
20.00 Uhr Der Barbier von Sevilla
Sa 20.03.2004 15.00 Uhr Die Prinzessin auf der Erbse
19.30 Uhr Ganz weit woanders Dorftheater Siemitz
21.00 Uhr Der Barbier von Sevilla
So 21.03.2004 11.00 Uhr Die Bremer Stadtmusikanten Dorftheater Siemitz
World Puppetry Day* 15.00 Uhr Die Prinzessin auf der Erbse
17.00 Uhr Prinz Eselsohr Ambrella Figurentheater
20.00 Uhr Der Barbier von Sevilla
*Tag des Welt-Puppenspiels der UNIMA (Union International de la Marionnette)
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