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Mittwoch, 21.01.2004

Prominent besetzte Podiumsrunde lockte viele Besucher an

 
Eigentlich ist das Studio 1 im Ballhaus Rixdorf ein riesiger Saal, dennoch schien er am Abend des 19. Januar fast zu klein für die vielen BesucherInnen. Anlässlich des abgelauf-enen Modellprojektes „Quartiersfonds“ wurde in den Räumen eine Ausstellung gezeigt, in der sich die BürgerInnen einen Überblick über alle 49 geförderten Projekte verschaffen konnten. Die Ausstellung bildete den Rahmen für eine prominent besetzte Podiumsdiskussion: Senator für Stadtentwicklung Peter Strieder, Bezirksbürgermeister Heinz Buschkowsky, Soziologie-Professor Hartmut Häußermann, Sprecher der Bürgerjury Ulrich Mahnke und Quartiersmanagerin Ilse Wolter. Unter dem Motto „In Bewegung bleiben!“ wurde darüber diskutiert, in wie weit die zusätzlichen Finanzmittel, die über den Quartiersfonds in den Reuter-Kiez flossen - immerhin rund 500.000 € - Prozesse in Gang gesetzt haben.

 Nach etwa einer Stunde wurde den BesucherInnen Raum gegeben, um Fragen zu stellen. Eine der ersten Fragen betraf den geplanten Moscheebau in der Pflügerstraße. Sie war eher symptomatisch für viele folgende Fragen, in denen es um Probleme der Integration ging. Deutlich wurde die Angst vor verstärkter Segregation und dem Entstehen von Parallelgesellschaften. Sicherlich werden Moscheen dort gebaut, wo es einen Bedarf gibt, eben in Stadtbezirken mit überwiegend muslimischer Bevölkerung. Ob es allerdings einen Bedarf eines solchen Großprojektes, das 5.000 Menschen Raum geben will, ihre Religion auszuüben, im Reuter-Kiez gibt, bleibt fraglich. Immerhin sind in unmittelbarer Nähe die große - und ebenfalls nicht unumstrittene - Moschee am Columbiadamm, so wie der Moscheeneubau am Kottbusser Tor.
Weitere Fragen betrafen vor allem die Situation der Schulen in solchen „Problemkiezen“. Aus dem Publikum kam die Anregung an die Politiker, es doch der Berliner Partnerstadt Los Angeles gleich zu tun: hier werden Schulen in benachteiligten Stadtgebieten sowohl personell als auch materiell besser ausgestattet, um hier einen Ausgleich zu schaffen.
Für viele weitere Fragen gab es leider nicht mehr genügend Zeit. Dennoch hat die Veranstaltung eines gezeigt: im Reuter-Kiez ist einiges in Bewegung gekommen!
 

Grundgedanke des von Peter Strieder in allen Berliner Quartiersmana-gementgebieten initiierten Quartiersfonds, war es, den BürgerInnen möglichst unbürokratisch Gelder zur Realisierung von Projekten in die Hand zu geben, die sie für wichtig in ihrer Umgebung halten. Nach seiner Einschätzung sei das Modellprojekt „Quartiersfonds“ in allen Gebieten erfolgreich verlaufen - selbst wenn nicht alle Projekte zu einem positiv einzuschätzenden Ergebnis gelangen. Es sei darauf angekommen, dass eine soziale Grundstruktur geschaffen wurde, dass BürgerInnen sich aktiv im und für den Kiez einsetzen und genau dies sei gelungen, war das Fazit Professor Häußermanns. Auch Bezirksbürgermeister Heinz Buschkowsky wertet das Quartiersmanagement als Erfolg, denn es trägt dazu bei, dass sich Nachbarn füreinander engagieren, Probleme diskutieren und gemeinsam Lösungsansätze finden.
Ulrich Mahnke, einer der Sprecher des Quartiersbeirates und vormals Vorsitzender der Quartiersjury, betonte, dass das Engagement nicht nur bei Mitgliedern der ehemaligen Quartiersjury ungebremst ist. Der Quartiersbeirat, der sich erst vor kurzem gründete, hat sich schon einige Prämissen gesetzt. Einer der Punkte, bei denen der Beirat vor allem mitreden möchte, ist unter anderem die Situation der Kinder und Jugendlichen im Kiez.
Moniert wurde von den DiskussionsteilnehmerInnen, dass leider wenig MigrantInnen anwesend waren, obwohl gerade in Stadtteilen wie dem Reuter-Kiez der Migrantenanteil über dem Durchschnitt liegt. Ilse Wolter sieht hier auch ein weiteres  Hauptanliegen für ihre Arbeit im Quartiersmanagement: zusammen mit den Migrantenvereinen die Interessen dieser Zielgruppe zukünftig besser im Kiez einzubringen.

fotos: PDierking; text: SPfau