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Donnerstag, 18.01.2007

„Suchet der Stadt Bestes“

Perspektiven für den Reuterkiez

Engagierte Bürger und Politiker diskutierten über die Perspektiven des Reuterquartiers; Foto: Daniel Roos.
Engagierte Bürger und Politiker diskutierten über die Perspektiven des Reuterquartiers; Foto: Daniel Roos.

Mittlerweile ist auch für Pessimisten sichtbar, dass sich im Kiez einiges bewegt: Junge Menschen ziehen hierher, mehr und mehr Ladengeschäfte werden wieder belebt und es gibt einen engagierten Quartiersbeirat, der schon so manches sinnvolle Projekt auf den Weg gebracht hat. Möglich ist dies alles, weil im Augenblick für viele Projekte genügend finanzielle Mittel aus dem Programm Soziale Stadt in das Gebiet fließen.

Wie soll es nun weitergehen, wenn im Reuterkiez eventuell ab 2008 diese zusätzlichen Gelder nicht mehr wie bisher zur Verfügung stehen

Darüber wurde am 29. Mai in der Nikodemus-Gemeinde diskutiert. Der Quartiersbeirat hatte zu diesem Termin zahlreiche Politiker des Bezirks und des Abgeordnetenhauses eingeladen. Einig waren sich alle Beteiligten darüber, dass das bürgerschaftliche Engagement in unserem Kiez ein besonderer Schatz ist: Die Menschen, die sich hier engagieren bringen ein großes Potential an Erfahrungen und Kompetenz mit. Dieses Potential vor Ort sollte von Politik und Verwaltung genutzt werden. Aber oft genug wurde und wird Engagement von der Verwaltung ausgebremst. Doch gerade „die Verwaltung sollte nicht immer 100 Gründe finden, warum man etwas nicht machen kann, sondern besser 100 Gründe finden, warum man etwas machen könnte oder sollte“, so Felicitas Kubala, die für die Grünen im Abgeordnetenhaus sitzt.

Auch das politisch erzeugte und von der Presse so gerne verbreitete Negativimage des Kiezes demotiviere die Menschen, die sich in ihrem Umfeld engagieren möchten, bemerkte Ulrich Mahnke, einer der Sprecher des Quartiersbeirats. „Bremst uns nicht aus!“ war daher sein Appell an die anwesenden Politiker. Konsens aller Anwesenden war dann auch, dass vielmehr eine Atmosphäre von gegenseitigem „Vertrauen, Verbindlichkeit und Verabredungsfähigkeit“ das gemeinsam Ziel sein sollte.

Doch die Veranstaltung wollte vor allem Wege in die Zukunft finden und realistische Modelle für den Fortbestand des Engagements entwickeln. Eine selbstorganisierte Bürgerschaft sei der Idealfall, so Kirsten Flesch, Abgeordnete der SPD. Die Bürgerschaft müsse Art und Form des Fortbestehens selbst finden und entscheiden und danach könne sie ihre Forderungen an die Politiker stellen. Politik und Verwaltung müssten eine solche selbstorganisierte Bürgerschaft als möglichen Partner sehen.


Michael Freiberg, Gesundheitsstadtrat und Wahlkreiskandidat der Neuköllner CDU, könnte sich ein Bürgerforum vorstellen, ähnlich wie diese Veranstaltung: Bürger und Politiker treffen sich in regelmäßigen Abständen, um so zielgerichtet zu diskutieren. Für die Politiker seien dabei „verlässliche Strukturen“ nötig. Auch das Modell eines Bürgerhaushalts wie es zum Teil schon in Lichtenberg praktiziert werde, sei für ihn dann denkbar.

Denn eines ist auch klar: Die Kompetenzen, die Bürger in Bereiche wie Bildung, Gesundheit oder Integration in ihren Kiez einbringen, kann man nicht ganz umsonst haben.

Stefanie Pfau