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Mittwoch, 13.08.2003

Miteinander leben im Reuter-Kiez

 
Vier Stunden lang erkundete der neue Integrations- und Ausländerbeauftragte des Landes Berlin, Günter Piening, den Reuter-Kiez. Insgesamt sieben Vereine, die mit Migranten arbeiten, wurden besucht. Begleitet wurde Herr Piening von Frau Schümer-Strucksberg, Referatsleiterin des Programms "Soziale Stadt" bei der Senatsverwaltung für Stadtentwicklung, Frau Genz, Koordinatorin des Bezirksamtes Neukölln für die Quartiersmanagementgebiete, Frau Korte, Migrationsbeauftragte des Bezirksamtes Neukölln und der Quartiersmanagerin Ilse Wolter.
Bei TÜDESB, einem türkischen Bildungsverein in der Lenaustraße, wurde vor allem über die Notwendigkeit der Sprachförderung von Kindern aus Migrantenfamilien gesprochen. Zentrales Thema: in Schulen, in denen weit über 50 % der SchülerInnen ausländischer Abstammung sind, werden mehr LehrerInnen türkischer oder arabischer Abstammung benötigt.
Der Türkische Bund Berlin-Brandenburg mit seinem Projekt IBB Süd hingegen sprach von den Schwierigkeiten, die Jugendliche ausländischer Abstammung bei der Ausbildungsplatzsuche haben. Es hat den Anschein, als ob der Nachname eines Jugendlichen über einen Termin zu einem Einstellungsgespräch entscheide. Dennoch arbeite man auch hier – trotz der ungeklärten Finanzlage bezüglich des nächsten Jahres – nach dem Prinzip Hoffnung. Immerhin kann der TBB einige Jugendliche in handwerkliche, kaufmännische und auch in medizinische Lehrberufe vermitteln. Problematische Jugendliche werden sogar über einen längeren Zeitraum begleitet.
Auch der Irakische Kulturverein Al-Rafedain in der Sanderstraße wurde angesteuert. Der Besuch hier war nur kurz, da aufgrund eines extremen Wasserschadens, die Räume stark in Mitleidenschaft gezogen sind. Die Exiliraker arbeiten trotzdem mit aller Energie daran, ihren Landsleuten in der Heimat zu helfen. Ende August wird ein Konvoi mit Medikamenten, Decken und anderen notwendigen Dingen Richtung Irak starten. Zudem haben viele Exiliraker in Berlin aus aktuellem Anlaß Fragen bezüglich ihres Aufenthaltsstatus. Herr Piening lud die Vereinsmitglieder vorab in die Senatsverwaltung ein, um dort in etwa zwei bis drei Wochen diese vordringlichen Fragen zu klären.
Überall hatte Herr Piening ein offenes Ohr für Sorgen und Nöte, machte jedoch klar, dass trotz einiger Probleme das Gesamtpotenzial, das ausländische Mitbürger für den Kiez mitbringen, nicht vergessen werden darf. Und so sieht er auch den geplanten Moscheebau in der Pflügerstraße eher als Chance miteinander ins Gespräch zu kommen und weniger als Segregationsbestrebung.

foto & text: SPfau